Am Montag, den 4. Mai 2020 war es soweit: Ich kehrte nach genau drei Monaten wieder an die Musikhochschule Mannheim zurück.
Die Zugfahrt erwies sich als erste Hürde, denn die Deutsche Bahn sperrte wie geplant die Schnellstrecke zwischen Vaihingen Enz und Mannheim. Ich benötigte also über eine Stunde länger als sonst, um nach Mannheim zu kommen.
Dort angekommen zeigte sich, dass die MuHo wie ausgestorben war. Die Studierenden, die ich traf, konnte ich an einer Hand abzählen und auch sonst war es merkwürdig still im Haus. Gänge und Treppen abgesperrt.
Auf dem Tagesplan standen lediglich zwei Stunden Saxophon. Ich bin ziemlich aufgeregt in die Stunde gegangen, denn ich gewöhnte mich nur langsam an die Corona-Zeit und musste erst Möglichkeiten schaffen, um produktiv und gezielt zu arbeiten.
Doch zu meinem Glück waren die Erwartungen meines Dozenten nicht zu hoch und der Unterricht machte mir richtig Freude. Ich hatte nach 90min eine Stunde Pause, die ich im angrenzenden Park verbrachte. Die Biografie über Marris Jansons war die mittägliche Lektüre.
Nach einiger Zeit passierte etwas Seltsames: Seit meiner Rückkehr an diesen von mir so geliebten Ort, empfand ich tiefe Freude, Motivation, Inspiration und Selbstbewusstsein. Es gab in diesem Moment keine Probleme, sondern nur das Buch und mich. Markus Thiel beschreibt wirklich schwere Schicksalsschläge und schwierige Probleme, die Jansons hatte und für mich war klar: Ich bin hier genau richtig und mache genau das Richtige für mich. Auch der zweite Teil des Unterrichts verlief so gut wie selten eine Einheit zuvor. Wir sprachen über allgemeine musikalische Probleme und arbeiteten gut an den Etüden. Ich verließ also Mannheim gegen halb zwei wieder und bin seither wie ausgewechselt.
Die letzten Wochen hatte ich mir keinen Tagesablauf gesetzt, lebte von Stunde zu Stunde und arbeitet halbherzig ohne Ziel. Doch jetzt erstelle ich Tages-To-Do-Listen, stehe früh auf und arbeite meine Aufgaben ab. Es fühlt sich so gut an – ich kann nicht ganz verstehen warum Mannheim so etwas in mir auslösen kann. Vielleicht ist es die Kombination aus gutem Unterricht, dem guten Buch und der Musikhochschule selbst. Es tat auf alle Fälle richtig gut, mal wieder raus zu kommen und in das frühere, geregelte Leben zurückzukehren, auch wenn nur für ein paar Stunden. Das versuche ich jetzt, ins „Home-Office“ mitzunehmen.
Nach Monaten zurück an der Hochschule
